Mitten in Frankfurt strahlt er still vergnügt vor sich hin, sobald es dunkel wird in der Mainmetropole. Der überdimensionale Euro. Und sieht so völlig adrett und unbeschädigt aus. Eigentlich ein schönes Motiv. Wenn da nicht die wesentlich unfreundlichere Realität wäre. Sollte, was Barroso offenbar befürchtet, es ganz dick kommen, und neben Irland und Griechenland auch Portugal, Spanien und Italien unter dem Rettungsschirm in Kapitaldeckung gehen müssen, dann wäre ein Eurovolumen von 1 Billion Euro zu Deckung der Risiken nötig, wie die WELT bereits vor einem drei Viertel Jahr ausrechnen ließ. Und das ist mehr, als Euroland stemmen kann. Erst recht, wenn Frankreich und Deutschland in ungewohnter Eintracht als Bremser auftreten. Aber wozu sich darüber aufregen? Gemeinsamkeit und Solidarität werden wir wohl zu unseren Lebzeiten in der EU wohl nicht mehr erleben…

Die beharrliche Weigerung unserer geschätzten, aber äußerst europastörrischen Kanzlerin, gemeinsame Eurobonds aller EU-Mitgliedsländer auch nur zu diskutieren, wird auf lange Sicht den Euro in eine beträchtliche Schieflage bringen und damit dem gemeinsamen, 450 Millionen Konsumenten starken europäischen Marktraum einen Bärendienst erweisen. Um was wollen wir wetten? Traurig, wenn jemand so unbeleckt von jeglichem volkswirtschaftlichen Fachwissen agiert…

Wie am Sonntag Rolf-Dieter Krause vom ARD-Studio Brüssel im Presseclub sehr richtig bemerkte, läuft derzeit etwas gewaltig schief in der EU. Und verbockt haben es eindeutig Frankreich und Deutschland mit ihrer gemeinschaftlich von nationalen und Wahlinteressen dominierten Blockadepolitik. Wie kommt es bloß, dass der letzte aufrechte Europäer und einsamer Mahner in der Wüste einer Kakophonie einzelstaatlicher Partikularinteressen nach wie vor Jean-Claude Juncker ist? Respekt! Und Schande über Jene, die aus Eigennutz oder Ignoranz seinen Vorschlag der Einführung von Eurobonds vom Tisch wischen, ohne überhaupt Argumente zu liefern, weshalb und warum. Es ist schon reichlich deprimierend in diesen Tagen, bekennender Europäer zu sein…

Angst vor Inflation. Angst vor der Finanzkrise. Angst vorm immer weicheren Euro. Angst, Angst, Angst… Und die „essen Seele auf“, wie versierte Kinogänger wissen. Und nicht nur die. Speziell die deutsche Urangst vor einer galoppierenden Inflation (Definition hier!) bricht sich in diesen Tagen des Wackeleuro wieder Bahn. Vielleicht auch, weil für jedermann zu sehen ist, dass die Bundesregierung sich schwer damit tut, Maßnahmen zu unterstützen, die der Währungsstabilisierung dienen. Kunststück, nach Jahrzehnten eines Wirtschaftens auf Pump…

(©Screenshot: Hart aber fair/ARD)

Zugegeben, dieser Bildtitel ist ein bisserl „Neger vor Hütte“. Trotzdem lohnt es sich, ein, zwei Gedanken zu verschwenden an die Strahlkraft des Euro. Bei Einführung als im Vergleich zur harten Mark als wachsweiche Kunstwährung verleumdet, hat sich der Euro als mindestens ebenso hart erwiesen wie sein Vorgänger aus deutschen Landen. Ein Wechselkurs von zeitweise 1,50 US$, wer hätte sich das damals träumen lassen? Und wer möchte heute die Bequemlichkeit missen, bei Reisen ins europäische Ausland eben nicht mehr in Fremdwährungen hinn- und rücktauschen zu müssen? Doch, Ehre wem Ehre gebührt, Europas Währung hat sich ihren Platz als Nummer 2 hinter dem Greenback redlich verdient.