An Tagen wie diesen, zwischen Neukundenpräsentationen, Stressjobs und dem Verarzten kranker Bürokatzen tut der Blick auf den Desktop gut. Jedenfalls dann, wenn er wie gerade jetzt einen sonnigen Nachmittag in einer lauschigen Ecke des Campus der Stanford University in Palo Alto zeigt. Da sind sie plötzlich wieder alle da, die Erinnerungen an unsere Kalifornienaufenthalte, die Fahrten auf dem Camino Real und die zahlreichen Besuche im Silicon Valley. Und ja, ich sollte eigentlich längst mein Desktop aufräumen und die Zahl der darauf abgelegten Ordner drastisch reduzieren…

Nachdem wir im Februar 2010 nicht wie sonst alle Jahre wieder nach Kalifornien zur MacWorld Expo fliegen werden, bleibt uns auch eine typische Westküstenerfahrung erspart – leider: richtig gutes Sushi zu richtig zivilen Preisen zu verspeisen. Beispielsweise im zu Unrecht bei Yelp sehr ambivalent besprochenen Sushi Tomo in Palo Alto. Die Kalifornier sind eben sehr viel verwöhnter als wir, was authentische Sushiküche angeht…

Kurz gesagt: Sushi! Und zwar gutes, bezahlbares Sushi, das nicht abraucht in die stratosphärischen Höhen anspruchsvoller Spesengastronomie. Davon gibt es wenig hierzulande, viel zu wenig. Zumindest gemessen an unseren kalifornischen Erfahrungen, wo man in der Bay Area, aber auch in den ganzen Silicon Valley Flecken wie Atherton, Menlo Park, Palo Alto, Mountain View oder Cupertino geradezu über kleine, gute und überaus bezahlbare Sushi-Restaurants stolpert. Konkurrenz belebt das Geschäft. Und wenn man zu zweit vielleicht 25 EUR ausgibt, Grüntee inklusive, wie im Sushi Tomo auf der University Avenue in Palo Alto, dann sollten 35 EUR in Frankfurt am Main doch eigentlich machbar sein, oder? Und ja, ich weiß natürlich, was hierzulande Thunfisch in Sushi-Qualität kostet. Genau deshalb bereiten wir uns ja unser Sushi meist selbst zu…

Eieiei… nein, nicht Verporten! Sondern jenes in Palo Alto, das auf den bezeichnenden Namen „Digital DNA“ hört, aus Platinen der Silicon Valley Produktion zusammengesetzt wurde und als Kunst im Öffentlichen Raum der Valley-Kommune auf der Lytton Plaza direkt gegenüber Pizza My Heart platziert ist. Warum ausgerechnet hier? Weil nur wenige Häuserblocks von hier die Geburtsstunde des Silicon Valley schlug, in jener legendären Garage, in und aus der der IT-Konzern Hewlett Packard entstand. Insofern ist dieses Ei in der Tat ein angemessenes Symbol. Zudem, so geht die Legende unter Wagniskapitalsuchenden, bringt es Glück, das Ei zehn Mal zu umrunden. Da soll mal einer sagen, Geeks und Techies seien nicht abergläubig ;-)

Arbeit, Aufträge? Bewahre, nichts davon. Die haben wie ein kleinerer Tsunami gleich nach der Rückkehr aus Kalifornien wieder über dem DUESENkopf zusammengeschlagen. Nein, etwas viel Profaneres vermisse ich im nasskalten Hofheim am Taunus doch sehr: die überaus und unerreicht köstliche Noodle Soup mit Hühnerfilet, Zitronengras und Minze im Zao auf Palo Altos University Avenue!

Während wir in der Palo Alto Baking gleich um die Ecke von unserem Standquartier im Silicon Valley Almond Croissants, Chocolate Muffins und tatsächlich vorzüglichen Kaffee (einen Kona Blend) genießen, steht die Wettervorhersage weiter auf sonnig und Tagestemperaturen von 14 Grad morgens bis zu 21 Grad mittags. Celsius natürlich und über Null. Offenbar hat sich die Erderwärmung bis in die Bay Area und auf die Peninsula ausgebreitet. Denn selbst hier, im sonnigen Kalifornien, sind dies unüblich hohe Temperaturen für Mitte Januar! Wie auch immer, wir werden sie nicht mehr lange genießen können. Denn uns steht nun ein zehneinhalbstündiger Rückflug ins wesentlich kältere Rhein-Main-Gebiet bevor. Gerade, wo wir uns begonnen hatten, an den ewigen kalifornischen Frühling zu gewöhnen…