Bun Bu Ryo Do

Veröffentlicht in Geschichte & Gesellschaft, Kunst & Kultur | 18. November 2008 | 21:18 | roland

„Sowohl die Feder als auch das Schwert führen“ (wörtlich: Literarische Studien, militärische Kunst, beide Wege) ist ein Prinzip des Budo, das sinngemäß besagt, dass so wie die beiden Flügel des Vogels nur im Zusammenspiel den Vogelflug ermöglichen, die gleichberechtigte Balance von Literatur, Philosophie und Dichtung als weiblichem Prinzip einerseits und die Kunst des Schwertkampfes als männlichem Prinzip andererseits den Weg zur Erleuchtung weisen. Feder und Schwert im Einklang, das war im alten Japan keine abgehobene Philosophie einer Samurai-Elite, sondern gelebtes Prinzip breiter Bevölkerungskreise. Während der Edo-Periode gab es in Japan erherblich weniger Analphabeten als im „aufgeklärten“ Europa. Vielleicht erklärt auch dies ein wenig, wie es dazu kommen konnte, dass das Schwert – Katana – in Japan zum ästhetischen Objekt hochstilisiert wurde und bis heute wird. Dass sich längst Kursangebote hierzulande der uralten Idee bemächtigt haben, nun ja, wen mag das verwundern? Interessanter  und näher am Kern der Sache ist da eher noch das Iaido, der Weg des Schwertes. M. J. Sullivan aka Seiho, ein bekannter, vom Zen-Buddhismus beeinflusster Kalligraph, der ausgerechnet im hintersten Colorado lebt, 50 Meilen südwestlich von Denver, erklärt hier recht anschaulich die Verbindung von Feder und Schwert. Ein faszinierendes Konzept in unserer überdrehten, beschleunigten und achtlosen Welt, wie ich meine und allemal intensivere Beschäftigung damit wert.

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