Wie sich die Zeiten nicht ändern

Veröffentlicht in Mobiles & Automobiles | 02. Februar 2009 | 11:16 | roland

Alle Welt redet von kleinen, kompakten, verbrauchsgünstigen Autos. Und auch wenn insbesondere die großen deutschen Hersteller bis heute nicht kapiert zu haben scheinen, was die Stunde geschlagen hat und wir Steuerzahler ihnen Subventionsmilliarden in den Rachen werfen müssen, geht ihnen im Zuge der Krise nun hoffentlich auf, was der Markt nachfragt. Dabei ist das ja alles nicht so neu. Bereits vor Jahrzehnten verlangte insbesondere in Frankreich und in Italien der Markt nach kleinen, bezahlbaren und verbrauchsarmen Autos. Auch wenn Emissionen da noch keine Rolle gespielt haben mögen, die Fiat Cinquecento, Citroen 2CV und Renault R4 waren nicht von ungefähr so erfolgreich. Sie ermöglichten einer breiten Schicht der Bevölkerung den Zugang zur individuellen Mobilität. Und dass ausgerechnet der neue Fiat 500 den Siegeszug seines Urahns zu wiederholen scheint, ist aus dieser Sicht gewiss kein Zufall. Nur; Wo sind die deutschen Antworten darauf? Der Mini als teures (und im Vergleich zu seinem Vorfahren reichlich fettes) Kompaktmobil ist so schnell und sportlich wie teuer und schwer. Der VW Polo ist längst ein Mittelklasse-Golf. Zeitgemäße Boxcars im Stil eines Daihatsu Materia werden in deutschen Entwicklungsabteilungen frühestens ab 2012 angedacht. Bis dahin – sorry! – ist der Markt eh neu aufgeteilt. Schade. Da wird wieder einmal eine Chance verschlafen…

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4 Antworten zu “Wie sich die Zeiten nicht ändern”

  1. 02. Februar 2009 um 17:14 | Simon Dames sagt:

    Entschuldigung:
    deutsche Autobauer sind bestimmt nicht die mit den sparsamsten Fabrikaten, zugegeben. Das liegt aber nicht an ihrer Innovationschwäche oder Unfähigkeit den Zeitgeist zu riechen. Das liegt schlicht an stratgischen Entscheidungen und den gegebenen Markenimages. BMW und Mercedes sind nun eben nicht als Kleinwagenkönige bekannt und nutzen daher ihr hervorragendes Image im höherpreisigen und folglich großformatigen Segment gekonnt aus.
    Es ist sicher die größere Innovation einen Oberklassewagen imt 6 liter Verbauch zu konstruieren als einfach eine Bierkiste mit drei Litern Verbrauch über den Asphalt zu schicken.

    Auch wenn es wie Blasphemie in den Ohren der CO2-Päpste klingt. den geringsten CO2 Ausstoß pro PS hat Porsche. Das soll nicht heißen: gebt Gas was das Zeug hält! Sondern, dass die Innovation dort beginnt, wo man den gleichen Output (großes oder schnelles Auto) unter Einsatz geringerer Mitel (Material, Treibstoff) herstellen kann.

    Wenn Mercedes die E-Klasse um 1,5 kürzt, wird sicher der Verbrauch geringer, da dann aber keine 5 Personen plus Hund mehr in die E-Klass passen und daher zusätzlich noch der kleine Daihatsu mit in den Urlaub fährt, hat niemand etwas davon – keine Urlaubskasse und keine Co2 Bilanz…SD

  2. 04. Februar 2009 um 20:41 | Roland sagt:

    Ich kenne die netten Rechenbeispiele der Marketingabteilungen nur zu gut ;-) Nichtdestotrotz halte ich den deutschen – und zwar ausnahmslos allen! – Automobilherstellern vor, dass sie etwa vier bis sechs Jahre Entwicklung schlicht verschlafen haben.Wohlbemerkt, die Rede ist hier nicht von Groß oder Klein. Sondern von neuen Antriebstechnologien und Mobilitätskonzepten. Und nicht zuletzt auch von Marketingkampagnen, die eben nicht auf Leistung fokussieren, sondern es beispielsweise schaffen, einer definierten Zioelgruppe von Meinungsbildnern ökologisches Verhalten als „chic“ zu verkaufen. Was beispielsweise Toyota in den USA, insbesondere in Kalifornien mit der Prius-Einführungskampagne gelungen ist. By the way: Toyota hat derzeit einen Netto-Entwicklungsvorsprung bei der Regelelektronik von Hybridantrieben (die weitgehend indentisch ist mit jener, die später bei Wasserstoffantrieben benötigt werden wird), von geschätzt drei bis vier Jahren. Was in Branchenkreisen als uneinholbar gilt. Einer der Gründe, warum bspw. Ford USA diese technik als Toyota-Lizenz gekauft hat. Nochmal anders gesagt: Es geht um ein professionelles Innovationsmanagement, das weiter vorausschaut als dies deutsche Automobilingenieure qua Vorstand dürfen. Ein Tesla Roadster wurde nicht zufällig ausgerechnet im Silicon Valley entwickelt…

  3. 09. Februar 2009 um 13:50 | Simon Dames sagt:

    Da haben wir ja schon viel eher einen ernstzunehmenden Punkt. Allerdings auch nur den einen. Wo sind denn bitte die neuen Antriebstechnologien und Mobilitätskonzepte anderer Hersteller. Ich lese nur ein neues Antriebskonzept und einen Hersteller heraus: den Hybrid von Toyota, bei dem deutsche Hersteller zugegebenermaßen ins Hintertreffen geraten sind. (allerdings nur bei Personenwagen)
    Zudem kann ich nicht akzeptieren, dass ein Antriebskonzept, dass lediglich den Verbrauch im innerstädtischen Verkehr verringert,(im Überlandverkehr ist ein guter Diesel sparsamer und da sind deutsche Hersteller Weltspitze) als das ökologische Zukunftskonzept gepriesen wird. Der Hybrid ist ein Schritt nach vorn – aber leider in einer Sackgasse.
    Auch dieser Motor verbraucht die endliche Ressource Öl – nur eben etwas weniger als bisher. Den Quantensprung an Ersparnis brachte die Technologie auch nur in den USA, wo man die Vorteile von Dieselmotoren nie verstanden hat. Oder – das sei auch zugegeben – die Versuche den Diesel über Marketingmaßnahmen vom Image des dreckigen Traktormotors zu befreien, ausblieben oder bis dato keine Erfolge zeitigten. Die Marketingmaßnahmen, die den Hybrid als den Gutmenschen-Wagen NO.1 positionieren schlugen wirklich ein.

    Der Diesel ist natürlich auch keine Zukunftstechnologie – egal wie sauber dank Ad-blue. Intersessant wäre trotzdem wie gering der Verbrauch eines modernen Diesels in Kombination mit einem Hybrid sein könnte. Da geht noch was in der Sackgasse!

    Bei der Entwicklung von Wasserstoffantrieben schlafen Deutsche Automobilhersteller übrigens keineswegs, und wenn der Hybridzug nun schon uneinholbar abgefahren ist, wieso nicht bei der nächsten Innovation der erste am Start sein? Ich bleib gespannt und fahr weiter Bahn…

  4. 12. Februar 2009 um 18:06 | Roland sagt:

    Gewiss sind das strategische Entscheidungen. Trotzdem irritiert es mich, wenn ich sehe, dass Schlüsseltechnologien (wie gesagt: die komplette Regelelektronik eines Hybridantriebs ist nahezu baugleich mit jener, die in vielleicht zukünftigen Brennstoffzellenngefährten zum Einsatz kommen wird > Quelle MIT Technology Review) „verschlafen“ werden, weil natürlich markenstrategisch getrieben der Schwerpunkt von F&E woanders liegt. Was ich zudem vermisse, sind komplette Mobilitätskonzepte, gleich von welchem Hersteller. Auch der Smart (wir erinnern uns!) war ja ursprünglich kein neuer Kleinwagen, sondern ein neues Mobilitätskonzept, geplant als multimodale Lösung im Verbund mit Schiene und Flugzeug. Nicht durchsetzbar, leider und mangels Potenz auch nicht finanzierbar, so dass am Schluss „nur“ ein Kleinwagen mit Lifestyle-Gehabe dabei herauskam. Was fehlt, ist also beispielsweise so etwas: http://www.betterplace.com/

    Auch klar: Der CO2-Ausstoß pro PS (oder aktueller pro kW) ist die eigentliche Schlüsselzahl. Wir leben aber medial eher in einer Welt absoluter als relativer Zahlen ;-) Ich fahre selbst ein 2,2 t SUV-Ungetüm. Noch. Das wird sich mit Auslaufen des Firmenleasings in knapp 1,5 Jahren ändern. Wobei ich ebenfalls einen Kriterienmix zur Entscheidung heranziehen muss und werde: ausreichend Stauraum, ausreichend Leistung und „vernünftige“ Ökonomie. Allzuviele Kandidaten gibt es da nicht. Ein Subaru Forester ecomatic, irgendeine andere Benzin/Autogas-Lösung? Mal sehen. Das Thema ist zugegebenermaßen gleichermaßen komplex wie emotional.

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