Elsass! Ich gebe zu, dass ich mein Weinwissen über das Elsass in den letzten Jahren arg vernachlässigt habe. Trotzdem (oder weil?) ich grenznah aufgewachsen bin. Um so erfreulicher war die Tatsache, dass unsere Frankfurter Weinrunde sich am vergangenen Freitag diese Weinregion zum Verkostungsthema gemacht hatte. Und in der Tat, was Bernd und Armin von K&M nach persönlicher Augen- und Gaumenscheinnnahme im Elsass zusammengetragen hatten, ergänzt durch eine profunde Beschreibung der Geologie der Region von Weinnase Gerhard Brügmann, konnte sich riechen und schmecken lassen: Insgesamt 17 Gewächse vom 2005er Cremant d’Alsace AOC brut bis zum 2001er Gewürztraminer Pfersigberg Grand Cru Selection de Grains Nobles war etliches vertreten, was den Ruf des Weinbaugebietes Vignobles d’Alsace mit seinen 100 Kilometer Länge und nur 3 km Breite begründet. Generell aufschlussreich war die Tatsache, dass Elsässer Winzer ganz offensichtlich speziell ihre Rieslinge anders ausbauen als wir dies von unseren heimischen Winzern, zumal jenen aus dem stahlig säurebetonten Rheingau, gewöhnt sind. Ein Grund mehr, mit aufgeschlossenen Sinnen zu Werk zu gehen. Ohne über Gebühr auf Details eingehen zu wollen, sei festgehalten, dass Gila und mich insbesondere zwei Weine beeindruckten: der 2003er „S“ de Huegel aus der Grand Cru Lage Sporen, eine Cuvée aus Riesling (mehrheitlich), Gewürztraminer, Muskat und Pinot Gris, der den fast jahrhundertealten Ruf des Hauses Hugel et Fils so eindrucksvoll wie eigenständig bestätigte. Auch wenn immerhin 9 Gramm Restzucker nicht der Vorliebe deutscher Rheingau-Fans entsprechen mögen, war dies ein sehr gut gemachter, durchaus filigraner und gut strukturierter Wein mit feinem, mineralischen Ending. Besser gefallen hat uns nur noch der 2004er Riesling „Geisberg‘ Grand Cru cvon André Kientzler in Ribeauvillé. Fabelhaft zupackend, saftig und intensiv, mit aprikosiger Erstschlucksüße und deutlicher Cremigkeit am Gaumen, ein ausgezeichneter und exemplarischer Riesling Elsässer Machart. Ein spannendes Erlebnis war auch der 2005er Riesling „Kastelberg“ Grand Cru von Marc Kreydenweiss. Auf Schwarzschieferböden gewachsen und in großen Holzfässern ausgebaut verblüffte er mit einer Nase aus „Wursttheke und Zündplättchen“, der am Gaumen erst weiße, dann gelbe Pfirsischtöne folgten, die verbunden mit einer gewissen Jodigkeit in einem kräftigen Johannisbeerton mit Lakritsschwänzchen verklangen. Spannend, mit rund 40 EUR aber teuer! Für deutsche Grauburgundererfahrungen sehr überraschend und mit 14,40 EUR deutlich kommoder ausgepreist präsentierte aich auch der 2005er Pinot Gris „Clos Rebberg“ AOC von Marc Kreydenweiss. Wunderbar mineralisch, fruchtig und leicht adstringierend ging er über den Gaumen. Danach wurde es dann deutlich süßer und nicht nur uns fiel es zunehmend schwer, noch Geschmacksdetails zu differenzieren. Kann gut sein, dass 17 verschiedene Weine an einem Abend des Guten einfach zuviel sind. Um so gelegener kam uns allen dann Bernds vorzügliches Baeckeoffe, dem später am Abend noch eine ebenso bemerkenswerte Tarte Tatin von Williamsbirnen folgte. Was für ein Freitagabend! Wir beendeten den RheinMain Stammtisch des 21. November kurz nach Mitternacht und zehren noch jetzt davon…