Nichts gegen das derzeit erträgliche und hin und wieder sogar sonnige Winterwetter hierzulande. Aber die 21 Grad Celsius im Schatten – fast 28 in der Sonne – in der Bay Area Kaliforniens, das war doch sehr viel herzerwärmender. Nicht, dass unser Businesstripp dadurch zum Urlaub geworden wäre. Aber so ein warmer Sonnenstrahl mitten im frostigen Januar wirkt schon Wunder. Lustig dabei: Seit wir wir wieder im DUESENhome sind, lässt das kalifornische Wetter sehr zu wünschen übrig. Aber jetzt, wo Obama die Herzen wärmt, macht das ja auch vielleicht nichts mehr;-))

Ohne Zweifel: Der 20. Januar 2009 ist ein historischer Tag. Der Tag eines Paradigmenwechsels. Alles, was man sonst noch dazu sagen kann, habe ich gerade im Café Digital Magazin niedergeschrieben…

Arbeit, Aufträge? Bewahre, nichts davon. Die haben wie ein kleinerer Tsunami gleich nach der Rückkehr aus Kalifornien wieder über dem DUESENkopf zusammengeschlagen. Nein, etwas viel Profaneres vermisse ich im nasskalten Hofheim am Taunus doch sehr: die überaus und unerreicht köstliche Noodle Soup mit Hühnerfilet, Zitronengras und Minze im Zao auf Palo Altos University Avenue!

An diesem Tag nehmen wir keine geschäftlichen Anrufe entgegen und keine geschäftlichen Termine an.
An diesem Tag beantworten wir keine geschäftlichen E-Mails und senden auch selbst keine solchen.
An diesem Tag betreiben wir kein Networking und nehmen an keinen Meetings oder Sitzungen teil.
An diesem Tage arbeiten wir definitiv nicht für unsere Kunden, komme was wolle.
An diesem Tag sind wir ausschließlich für unseren Lebenspartner und uns selbst da.
An diesem Tag verbringen wir unsere Zeit gemeinsam, genießen gemeinsam, lesen oder hören Musik.
An diesem Tag gehen wir gemeinsam spazieren oder besuchen Ausstellungen und Konzerte.
An diesem Tag legen wir gemeinsam die Last der Woche ab und lassen Hausarbeit Hausarbeit sein.
An diesem Tag erinnern wir uns gemeinsam daran, was uns wichtig ist und wer uns wichtig ist.
An diesem Tag erneuern wir das, was wir uns am 21. April 1986 versprochen haben.

Im Jahr 1347 ergaben sich laut der Chronik von Jehan Fressart sechs Patrizier der framzösischen Hafenstadt Calais den heranrückenden Armeen Eduards III. – mit „bloßem Haupt, barfuß, den Strang um den Hals“. Auguste Rodin, mitten ins 19. Jahrhundert hineingeboren  (1840 – 1917), nahm diese historische Begebenheit zum Anlass, eine der berühmtesten Großplastiken der Kunstgeschichte zu schaffen: „Die Bürger von Calais“. Berühmt nicht nur wegen erneuernden Wirkung auf die Kunst der Epoche, sondern mehr noch aufgrund ihrer zeitlosen Darstellung des Ringens um Menschlichkeit, die Rilke einen nicht enden wollenden Kommentar wert war. Kein Sockel erhebt die Plastik über den Betrachter, die Figuren setzen sich ihm unmittelbar mitmenschlich aus und ziehen ihn in ihren Bann. Große Kunst, die gegen den, gegen jeden Krieg mahnt. Einer der wenigen Abgüsse des Rodin’schen Meisterwerks von 1895 steht wo? Genau, an zentraler Stelle auf dem Campus der Stanford University. Als Flaggschiff der umfangreichen Rodin-Sammlung des universitätseigenen Cantor Art Centers. Und warum? Um hier von kichernden asiatischen StudentInnen in albernen Posen abgeMMSt, abgeFlickred und abgeYouTubed zu werden.

…haben wir in Kalifornien gezahlt. Mit verhaltenem Grinsen, versteht sich. Denn was US-Fahrer zutiefst schockt, liegt immer noch freundliche (umgerechnet) 50 Euro-Cent unter hiesigen Literpreisen. Aber immerhin: Dieser Preis hat landauf, landab in den USA Denkprozesse angestoßen, die praktisch jeden US-Automobilhersteller auf dem falschen Fuß erwischt haben.

Mit einem letzten langen Spaziergang über den so riesigen wie paradiesischen Campus der Stanford University verabschieden wir uns von der Bay Area. Mit leiser Wehmut zwar. Doch nach einer einerseits überaus erfolgreichen Berichterstattung von der diesjährigen Macworld Expo, gezielten Besuchen im Silicon Valley und einigen wenigen unvergesslichen Urlaubstagen an der Mendocino Coast können wir uns guten Gewissens wieder dem hiesigen Tagesgeschäft widmen. Zwei größere DUESENjobs liegen bereits wieder auf dem Tisch…

Während wir in der Palo Alto Baking gleich um die Ecke von unserem Standquartier im Silicon Valley Almond Croissants, Chocolate Muffins und tatsächlich vorzüglichen Kaffee (einen Kona Blend) genießen, steht die Wettervorhersage weiter auf sonnig und Tagestemperaturen von 14 Grad morgens bis zu 21 Grad mittags. Celsius natürlich und über Null. Offenbar hat sich die Erderwärmung bis in die Bay Area und auf die Peninsula ausgebreitet. Denn selbst hier, im sonnigen Kalifornien, sind dies unüblich hohe Temperaturen für Mitte Januar! Wie auch immer, wir werden sie nicht mehr lange genießen können. Denn uns steht nun ein zehneinhalbstündiger Rückflug ins wesentlich kältere Rhein-Main-Gebiet bevor. Gerade, wo wir uns begonnen hatten, an den ewigen kalifornischen Frühling zu gewöhnen…

So. Die Macworld Expo 2009 ist vorüber. Sie war für uns nicht nur unsere letzte von insgesamt acht Expos, die wir besucht und von denen wir berichtet haben, sie war zumindest in einem Punkt die eindrucksvollste MWSF: Wir hatten die seltene Gelegenheit, drei legendäre Persönlichkeiten aus dem Umfeld von Apple zu treffen – Steve „The Woz“ Wozniak, Ron Wayne, beides Apple-Mitgründer sowie Guy Kawasaki, Ex-MacEvangelist und längst arrivierter Business Angel. Die letzten uns verbleibenden Tage finden wir Abstand vom Messetrubel bei Barack Obamas programmatischem neuem Buch „Change we can believe in“ und beim stetigen Rauschen der Pazifikbrandung draußen, gerade zwanzig Meter von unserem Domizil entfernt…

Der Count-down läuft. Wie haben unsere Media-Ausweise und die Badges heute am Registrations-Counter der Macworld Expo im  Moscone Center abgeholt. Morgen werden wir recht früh aufstehen und uns zu den PressekollegInnen gesellen, die im Moscone West darauf warten werden, als Erste in die Halle eingelassen zu werden, in der Apple-Vize Phil Schiller in Vertretung von Apple-CEO Steve Jobs die Keynote Speech halten wird. Damit fällt dann der Startschuss für unsere ausführliche Messeberichterstattung aus San Francisco – für das Cafe Digital Magazin und für Deutschkands führende Apple-Einkaufsplattform mackauf. Eine Menge Arbeit wartet auf uns! Aber auch spannende Tage…